Fertighaus oder Massivhaus bauen

Fertighaus oder Massivhaus bauen. Das ist keine einfache Frage für Bauherren und darauf gibt es keine pauschale Antwort. Beide Bauweisen haben ihre Vorteile.

Last updated on Jan. 8, 2022

Veröffentlicht am Aug. 9, 2020

Fertighaus bauen

Bei Fertighäusern bestehen die Wände, aus in einem Werk vorgefertigten Holgerüsten. Man spricht hier von Holzrahmen- oder Holzständerelementen. Der Wandaufbau besteht genau genommen aus Holzwerkstoffplatten, Gipskartonelementen, eingebundenen Folien, Putz und Dämmstoffen aus Mineralfaser oder Hartschaum.


Fertighäuser haben sich positiv entwickelt

Ein Fertighaus wird in einer Werkshalle vorgefertigt, zur Baustelle geliefert und Vorort in wenigen Stunden oder Tagen montiert. Bereits im Jahr 1948 konnten angehende Bauherren, die ersten Fertighäuser von der Firma Budde in Deutschland kaufen und bauen lassen. Ein Vorbild für die deutschen Fertighausfirmen, waren damals die schwedischen und amerikanischen Fertighäuser, die schon seit längerem Fertighäuser erfolgreich produzierten. Anfang der 90er Jahre, begann die Nachfrage nach Fertighäusern sprunghaft anzusteigen. Der Grund dafür war, die Möglichkeit individuelle Fertighäuser, zu erschwinglichen Preisen auf dem Häuser-Markt anzubieten. Der Marktanteil, der in Deutschland produzierten Fertighäuser, liegt bei ca. 15% aller gebauten Einfamilienhäuser und Zweifamilienhäuser.

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Ein Fertighaus besticht durch eine erheblich kürzere Bauzeit ggü. einem konventionellen Massivhaus

Ein Fertighaus wird in der Regel mit der Holzrahmen- und Holztafelbauweise gebaut. Einige Fertighausanbieter, produzieren ihre Fertighäuser, auch in der massiven Bauweise. Ein hohes Maß an Vorfertigung im Werk und kurze Lieferzeiten, sind das Ziel, beider Fertighaus-Bauweisen. Auf der Baustelle angekommen, sind Veränderungen an der Konstruktion, nur noch schwer durchführbar.

Fertighaus beim Aufbau der Wände.
Fertighaus beim Aufbau der Wände.

Ein schneller Aufbau und gute Dämmeigenschaften, sprechen für ein Fertighaus. Heutzutage, ist ein Fertighaus von einem Massivhaus optisch kaum noch zu unterscheiden. Besonders beliebt, sind Fertighäuser als Ausbauhäuser, die der Bauherr durch Eigenleistungen, selbst ausbauen kann.


Ein massives Fertighaus bauen - Massive Fertighäuser sind sehr beliebt

Freunde massiv gebauter Häuser, können auch ein Fertighaus mit massiven Wänden bauen. Massive Fertighäuser werden ebenfalls in Serie produziert oder individuell angefertigt. Innovative Wandsysteme mit Schalungssteinen kommen hier zum Einsatz, die nach dem Aufstellen mit Beton verfüllt werden. Aufgrund des höheren Gewichts, müssen hier Kräne zum Einsatz kommen. Wie bei Fertighäusern aus Holzrahmen, werden massive Fertighäuser, in kürzester Bauzeit fertig gestellt. Ob als Ausbauhaus, schlüsselfertiges oder bezugsfertiges Haus erbaut. Massive Fertighäuser, stehen anderen Fertighäusern in nichts nach.

Fertighauswände weisen in der Regel eine Gesamtwandstärke von 20 bis 36 cm aus. Die Außenwand besteht aus ca. 5 cm Massivholzbohlen, die das Haus direkt vor Umwelteinflüssen schützen soll. Eine Folie als Dampfbremse sichert das Haus vor Feuchtigkeit und dient als Windschutz. Die eigentliche Holzkonstruktion besteht aus ca. 14 cm, gefolgt von 12 cm Mineralwolldämmung und einer weiteren Dampfbremse (Folie). Als Abschluss zur Wohnseite dienen wiederum ca. 5 cm Massivholzbohlen als Innenwand. Die Fertighausanbieter liefern teilweise unterschiedliche Wandkonstruktionen, die es genau zu prüfen gilt.

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Wer sich für ein Fertighaus oder Holzhaus interessiert, der wird über kurz oder lang mit den Fachbegriffen, Holzständerbauweise und Tafelbauweise konfrontiert. Beide Bauweisen unterscheiden sich nur im Fertigungsgrad. Bei der Tafelbauweise handelt es sich ebenfalls um die Holzständerbauweise,

Man sollte sich genau mit der Wandkonstruktion einzelner Fertighausanbieter auseinandersetzen. Um mehr über die eingesetzten Materialien, die physikalischen Messwerte bei Wärmedämmung, Schalldämmung und Schutz vor Feuchtigkeit in Erfahrung zu bringen.

Fertighausanbieter werben oft damit, dass ein Fertighaus viel schneller fertig gestellt werden kann, als ein Massivhaus. Zu bedenken ist aber, dass das Aufmass für die Produktion erst bei Fertigstellung der Bodenplatte vorgenommen wird. Das heißt, dass zwischen Aufmass und der Fortführung des Baus noch mal 12 Wochen vergehen können und der Bau so lange still steht. Werden dann die Fertighauselemente geliefert, kann dann sehr zügig weitergebaut und das Traumhaus fertig gestellt werden. Ingesamt kann aber von der Planung bis zum Einzug, genauso viel Zeit vergehen, wie bei einem Massivhausbau.


Vorteile Fertighaus:

  • normalerweise kürzere Bauzeit
  • eventuell weniger Bereitstellungszinsen für einen Kredit
  • teilweise sehr gute Wärmedämmwerte
  • 2-3% mehr Wohnraum, durch schmaleren Wandaufbau

Nachteile Fertighaus:

  • schlechteren Ruf bei Wiederverkauf
  • allgemein schlechterer Schallschutz
  • niedrigere Wertbeständigkeit
  • geschätzte Lebensdauer bei ca. 30 Jahren
  • weniger Flexibilität bei der Hauskonstruktion
  • bei Finanzierungsgesprächen mit Banken werden Fertighäuser oft schlechter bewertet
  • während der Bauphase können schwer Änderungen vorgenommen werden
  • ein qualitativ hochwertiges Fertighaus kann hohe Investitionskosten nach sich ziehen

Massivhaus bauen

In der Vergangenheit wurden viele Häuser mit einem Sichtmauerwerk ohne Dämmung gebaut. Aufgrund der Energieeinsparverordnung (EnEV), die seit 2007 immer stärker verschärft wurde, ist es kaum mehr möglich, ein Sichtmauerwerk ohne Wärmedämmung zu bauen. Massivhäuser unterscheiden sich heutzutage in der Bauweise grundsätzlich in einschalige und zweischalige Mauerwerks- konstruktionen.

Bei dem einschaligen Mauerwerk wird mit Porensteine (Porenbeton), Porotonsteinen oder Blähtonsteinen gearbeitet. Sandkalksteine sind in den letzten Jahren wegen der schlechteren Wärmedämmeigenschaften immer weniger verbaut worden. Ton, Leichtbeton oder Gasbeton sind frostbeständige Steinarten in denen Luftbläschen bzw. Luftkammern eingeschlossen sind. Diese eingebundene Luft sorgt für bessere Wärmedämmwerte.

Auf das Außenmauerwerk wird eine Wärmedämmschicht, das sogenannte Wärmeverbundsystem (WDVS) befestigt. Dieses Verbundsystem besteht aus Mineralfasern, Styropor oder Polystyrol (Styrodur), auf das dann ein Armierungsputz zur Stärkung und ein Oberputz als Witterungsschutz aufgetragen wird.

Wärmeverbundsystem bei einem Einfamilienhaus.
Wärmeverbundsystem bei einem Einfamilienhaus.

Beim zweischaligen Mauerwerk wird zusätzlich eine zweite Mauer als Verblendmauerwerk gemauert. Das innere Mauerwerk übernimmt die statische Funktion, den Schall- und Wärmeschutz. Das Außenmauerwerk ist dann das Sichtmauerwerk, dass sehr individuell gestaltet werden kann, da es nur noch den Witterungsschutz übernimmt. Man unterscheidet drei Bauweisen: Doppel-Mauerwerk mit Luftschicht, D-Mauerwerk mit Luftschicht und Wärmedämmung und D-Mauerwerk mit Wärmedämmung ohne Luftschicht.

Vorteile Massivhaus:

  • höherer Schallschutz
  • Höhere Wertbeständigkeit
  • Geschätzte Lebensdauer durchschnittlich 80 Jahre
  • Mehr Spielraum bei der Hauskonstruktion
  • während der Bauphase können kurzfristig Änderungen vorgenommen werden

Nachteile Massivhaus:

  • benötigt Trocknungsphase während der Bauzeit, damit Schimmelbildung verhindert wird
  • insgesamt längere Bauzeit
  • Haus ist erst nach ca. 2-3 Jahren komplett getrocknet, dadurch etwas mehr Heizkosten
  • 2-3% weniger Wohnraum durch breiteren Wandaufbau

Fazit:

Jede Hausart hat seine Vor- und Nachteile. Ein angehender Bauherr muss selber abwägen, was für ihn wichtiger ist. Wer die Prioritäten bei Schallschutz und Wertbeständigkeit festlegt, für den kommt wohl eher ein Massivhaus in Frage. Bei besonders guten Dämmeigenschaften, sind die Fertighäuser aufgrund der Konstruktion wieder im Vorteil. Im allgemeinen entscheiden sich mehr Bauherren für Massivhäuser was anhand der Verkaufszahlen zu belegen ist. Von 10 verkauften Häusern sind ca. 8 Massivhäuser und 2 nur Fertighäuser.

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